Wird das System der staatlichen Überbrückungshilfen ausgenutzt, um Betriebe bewusst geschlossen zu lassen? Anita Wandinger, Gastgeberin des Münchener AWA Hotels, hat da so ihre Zweifel und fordert stärkere Kontrollen von staatlicher Seite.
So gut wie jedes Unternehmen aus dem Tourismus- oder Gastronomiebereich war und ist in der Corona Krise auf die staatlichen Überbrückungshilfen angewiesen. Diese waren absolut notwendig, um einen Zusammenbruch der Branchen zu verhindern und viele Arbeitsplätze zu retten. Doch wo Licht ist, ist immer auch Schatten, wie jüngst ja der Skandal um die gefälschten Abrechnungen bei den Covid-Teststellen gezeigt hat. Jedes System ist immer nur so gut, wie die Leute, die es überwachen. Und wenn es Schlupflöcher gibt, wird es immer auch Leute geben, welche diese ausnutzen.
Anita Wandinger, Gastgeberin des AWA Hotels, hat in letzter Zeit beobachtet, dass in München einige Geschäfte, Restaurants, Hotels und Cafes geschlossen sind. Was nach 1,5 Jahren Lookdown doch verwunderlich ist und sich vermutlich nicht ausschließlich mit Personalmangel erklären lässt. “In München lief ja gerade die IAA und so konnten wir bei uns im Hotel auch endlich mal wieder eine Auslastung verzeichnen, die dieses Wort auch verdient. Dass es uns überhaupt noch gibt verdanken wir unter anderem auch den staatlichen Überbrückungshilfen”, so die AWA Hotelchefin.
“Wir haben uns sehr gefreut, dass es bei uns endlich wieder aufwärts geht und das wir unsere Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückholen können. Umso mehr haben mich die vielen derzeit geschlossenen Betriebe in München verwundert. Und es stellt sich mir die Frage, rentiert es sich sein Unternehmen zu zu lassen und nur von der Überbrückungshilfe zu leben? Gerade in der Ferienzeit hatte es den Anschein, dass einige das System ausnutzen, um quasi Betriebsferien auf Kosten des Überbrückungsgeldes zu machen”, so Wandinger weiter.
“Ich möchte hier kein Unternehmen an den Pranger stellen, sondern das System, von dem ich selber ja auch profitiert habe, an sich hinterfragen. Denn selbst wenn meine These zutrifft und es sich in bestimmten Fällen tatsächlich lohnt, lieber den Betrieb zu schließen und von den Überbrückungshilfen zu Leben, als zu öffnen und Mitarbeiter zu bezahlen, die dann im Urlaub sind, so ist das ja kein Fehler der Unternehmen, welche das ausnutzen (wenn wir die Ethik mal außen vorlassen) sondern ein Fehler des Systems, welches das Ausnutzen erst ermöglicht”, erläutert Anita Wandinger ihre Fragestellung, die sicherlich Stoff für Diskussionen liefert.
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Das 4-Sterne AWA Hotel ist ein Münchener City-Boutique-Hotel. Es öffnete im März 2019 seine Pforten für die Gäste. Zentral gelegen, befindet es sich nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof, der Theresienwiese oder dem Marienplatz entfernt. Das Hotel verfügt über 88 Zimmer und Suiten, in denen die Gäste auf 23 cm Luxusmatratzen von Treca schlafen können. AWA steht für Awareness, Women und Arts. Das von der jungen Gastgeberin Anita Wandinger geführte Hotel möchte sich mit seinem Konzept bewusst von den üblichen City-Hotels absetzen. So lautet das Hotelmotto auch: “Mache alles mit Bedacht”. Deshalb verzichtet das Hotel weitestgehend auf Plastik und unterstützt zahlreiche Projekte der Organisation 4Ocean oder des Tierheimes in München und spendet pro Hotelbuchung sogar 20 Cent an die gemeinnützige Organisation DEIN MÜNCHEN.
Das W wie “Women” im Hotelnamen wird durch die Gastgeberin Anita Wandinger verkörpert und gelebt. Als junge Hotelgründerin weiß sie genau, wie schwer es Frauen in der Geschäftswelt immer noch haben. Sie unterstützt deshalb auch andere von Frauen geleitete Unternehmen und kooperiert mit diesen.
Gästen des Hotels wird schnell auffallen, dass der Bereich Art ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensphilosophie ist. So sind auf den Fluren und in den Zimmern überall Kunstwerke zu finden. Zudem finden regelmäßig Art-Nights im Hotel statt.
Obwohl Anita Wandinger aus einer Hoteliers-Familie stammt, wollte sie eigentlich Opernsängerin werden. Nach dem Besuch der Northern Arizona University verschlug es die gebürtige Münchenerin dann aber doch in die Hotellerie. Erste Erfahrungen sammelte die Hotelgründerin dabei im A-Loft, Königshof und dem Ritz Carlton in Barcelona, bevor die Powerfrau im Rahmen eines dualen Masterstudiums der Wirtschaftspsychologie als First Reputation Management Assistentin in Münchens Top Hotel, dem Bayrischen Hof, tätig war. Während dieser Zeit entwickelte sich die Idee zum eigenen Hotel. Anita Wandiger ist Hundeliebhaberin und engagiert sich zudem auch privat für den Tier- und Umweltschutz.