Konfliktexpertin, Mediatorin und Coach Ulla Schnee erklärt, wie unterschiedlich der anhaltende Lockdown von verschiedenen Personengruppen aufgefasst wird
Seit fast einem Jahr heißt es jetzt Corona. Die Pandemie trifft Menschen in unterschiedlicher Art und Weise – persönlich, wirtschaftlich, mental. Der anhaltende Lockdown verlangt allen viel ab, wie auch Konfliktexpertin und Coach Ulla Schnee weiß: “Wir stellen (fast) alle fest, wie unterschiedlich unsere Kollegen, Freunde, Verwandten und Nachbarn damit umgehen. Einige bleiben tiefenentspannt, andere sind ganz und gar nicht entspannt, sondern weiterhin ängstlich, verunsichert, ja sogar panisch. Sie werden mental stark gefordert.”
Insbesondere wenn ungleiche Bedingungen dazukommen, werde es knifflig. So mussten viele in der Gastronomie, der Kultur- oder Schönheitsbranche ihr Geschäft auf 0 herunterfahren. Rücklagen und Sicherheiten seien allmählich aufgebraucht und die Existenz werde massiv bedroht. Im Vergleich dazu stehen Menschen, die finanziell und im Beruf gesichert sind und sich nicht um ihre Existenz sorgen müssen.
“Selbstständige kämpfen gerade mit aller Macht um ihr Business während abgesicherte Angestellte mental stark gefordert werden, da sie zum Beispiel ihren Urlaub nicht wie gewohnt planen können”, erläutert Ulla Schnee und ist sich natürlich darüber bewusst, was die meisten darüber denken. Doch diese Einstellung sei ihres Erachtens nach für beide Seiten unfair. Den Unternehmern werde beispielsweise unterstellt, dass sie neidisch seien und es nicht anders gewollt haben, denn schließlich sei es ihre Entscheidung gewesen, sich selbstständig zu machen – mit allen Konsequenzen. “Doch wohl kein Selbstständiger wollte, dass sein Business so massiv ohne eigenes Zutun an die Wand gefahren wird”, gibt Ulla Schnee zu bedenken. Der anderen Seite werde hingegen nicht die Wertschätzung entgegengebracht, die ihr zusteht. Zwar säße die “sichere Seite” auf weichen Kissen, doch wer kenne nicht das kleine Steinchen im Schuh, das den Lauf stört und auf Dauer quälend nervt.
Ulla Schnee stellt die Frage “Wem von beiden geht es nun besser, wem schlechter?” in den Raum. Sie selbst ist der Ansicht, dass dies nicht eindeutig benennbar sei. “Menschen sind unterschiedlich. Beide Seiten nehmen als jeweiliges Individuum ihr Leben grundsätzlich völlig unterschiedlich wahr. Diese beiden Typen zeigen uns in unserer Gesellschaft sehr deutlich, dass wir in unterschiedlichen Realitäten leben”, erläutert Schnee.
Jetzt gelte es noch mehr darüber nachzudenken, worum es gehe und was einem wichtig sei. “Um es mit den Worten John Lennons zu sagen: Das Leben ist das, was stattfindet, während Du die Zukunft planst oder kurz gesagt: Fokussieren Sie sich auf das, was uns allen jetzt Sinn bringt und teilen Sie es”, rät Ulla Schnee abschließend.
Ulla Schnee ist Sparringspartnerin, Ratgeberin und Entwicklerin für Konfliktmanagement und Coaching. Sie unterstützt Menschen dabei, ihre Einstellung zu Konflikten und den Umgang damit zu verändern sowie eine neue Perspektive auf die aktuelle Situation zu erlangen. Mit ConflictArt und CoachingArt unterstützt sie Unternehmer, Führungskräfte und Teams sowohl im konstruktiven Umgang mit Konflikten als auch bei einem zielführenden Auseinandersetzen mit der aktuellen Situation. Hierbei greift sie auf ihre Kommunikations-, Verhaltens- und Kooperationsexpertise zurück.